Marktreport Erstellt am  24. April 2022
Platin: Preisdifferenz als langfristiger Kurstreiber
Der Krieg in der Ukraine hat auch an den Edelmetallmärkten größere Turbulenzen ausgelöst. Erst allmählich beruhigt sich die Lage wieder, doch für Entwarnung ist es viel zu früh. Gleich mehrere Faktoren müssen Anleger gut im Blick behalten.
Unter den vier Edelmetallen liegt Palladium derzeit mit gut 30 Prozent Kursgewinn seit dem Jahreswechsel deutlich in Führung. Platin verteuerte sich um etwa sieben Prozent, bei Gold und Silber sind es rund sechs Prozent. Damit ist auch die Preisdifferenz zwischen Platin und Palladium wieder gestiegen. Platin kostet derzeit rund 1020 Dollar je Feinunze, während Palladium für 2550 Dollar den Besitzer wechselt. Für eine Unze Platin gibt es somit rund 0,4 Unzen Palladium, Ende des vergangenen Jahres lag die Ratio hingegen bei gut 0,5. Noch Anfang 2018 wurde für beide Edelmetalle ein Preis von rund 1000 Dollar aufgerufen. Palladium ist seitdem somit wesentlich kräftiger gestiegen als Platin.

Auch mit dem Russland-Ukraine-Konflikt hat sich daran nichts geändert, Palladium zeigt relative Stärke. Auslöser für die kurzzeitig kräftigen Preissteigerungen waren Sorgen, dass von den Sanktionen gegen Russland auch die beiden Edelmetalle betroffen wären. Mit einem Anteil von knapp 40 Prozent der weltweiten Primärproduktion an Palladium und gut zehn Prozent an Platin ist das Land einer der wichtigsten Lieferanten. Auch wenn der Westen immer strengere Sanktionen verhängt, ist es doch eher unwahrscheinlich, dass auch die Versorgung mit Industrie- und Edelmetallen betroffen sein wird.
Automobilbranche wieder unter Druck
Schon jetzt hat der Krieg die Schwierigkeiten in der europäischen Automobilindustrie wieder deutlich verschärft. Da wichtige Komponenten fehlen, wurde die Produktion in einigen Werken eingestellt. Prognosen zufolge rollten bisher rund 50.000 weniger Fahrzeuge vom Band als erwartet. Doch nicht nur der Krieg in der Ukraine hinterlässt wieder Bremsspuren, auch die covidbedingten Lockdowns in China rücken erneut das Thema Chipmangel in den Fokus. Bisher hatten Analysen für 2022 einen Anstieg der Nachfrage aus der Automobilindustrie nach Platin von rund 19 Prozent veranschlagt. Die Prognosen könnten sich nun als zu optimistisch erweisen. Im ungünstigen Fall schwächt sich der Bedarf wieder ab und das dürfte die Preise der Edelmetalle belasten.

Nicht unterschätzen sollten Anleger aber die Folgen des hohen Ölpreises. Zeitweise kostete das schwarze Gold so viel wie zuletzt 2008, nachdem die US-Regierung den Import von russischem Öl ausgesetzt hat und andere Länder folgen könnten. Aufgrund der hohen Benzin- und Dieselpreise wäre es nicht überraschend, wenn sich zunehmend mehr Verbraucher für ein Elektrofahrzeug entscheiden. Zudem wird der Kauf von politischer Seite massiv gefördert.
Platin auch bei E-Autos gefragt
Sollte die Nachfrage nach Verbrennungsmotoren deutlich nachlassen, sinkt auch der Bedarf der Katalysatoren-Hersteller nach Palladium und Platin. Um die Gewinnmargen zu stabilisieren, dürften daher verstärkt Platin als Ersatz für Palladium verwendet werden. Dieser Effekt könnte sich verstärken, je größer die Preisdifferenz ausfällt. Da Platin im Gegensatz zu Palladium auch in der Brennstoffenzellentechnologie sowie Elektrolyse eingesetzt wird, erscheint der deutliche Preisabschlag langfristig kaum gerechtfertigt. Rücksetzer in den Bereich der breiten Stabilisierungszone zwischen 900 bis 1000 Dollar dürften sich daher für Anleger mit Weitblick als mögliche Kaufregion erweisen.
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