Marktkommentar Dezember
Erstellt am
11. Dezember 2024
Sammlermünzen unterm Weihnachtsbaum: Meist kein gutes Investment
Das Sammeln von Münzen ist noch immer ein beliebtes Hobby. Zumeist stehen dabei gut erhaltene Raritäten im Fokus, man kann Münzen aber auch nur zu Geldanlagezwecken sammeln. Wer jedoch ohne Hintergrundwissen Münzen sammelt und auf eine deutliche Wertsteigerung hofft, kann mit den falschen Prägungen schnell Schiffbruch erleiden. Anleger und Sammler sollten die Unterschiede kennen.
Aktuelle Markteinschätzung von Önder Çiftçi, CEO der Ophirum Group
Frankfurt am Main, 11. Dezember 2024 – Am 21. November 2024 war es so weit: Die Bundesbank startete die Ausgabe der 25-Euro-Silbergedenkmünze mit dem Motiv „Adventskranz“. Bei solchen Münzausgaben der Bundesrepublik bilden sich oftmals Schlangen vor den Schaltern der Bundesbankfilialen. Die 22 Gramm schwere Münze aus 999er Silber ist das vierte Exemplar der Serie „Weihnachten“. 2025 soll die Serie mit der Gedenkmünze „Heilige Drei Könige“ abgeschlossen werden.
Viele Sammler erfreuen sich an den prägefrischen Münzen mit außergewöhnlichen Motiven. Insgeheim hoffen sie natürlich, dass die erworbenen Münzen aufgrund ihrer limitierten Auflage und als komplette Serie im Wert steigen und andere Sammler einen deutlichen Aufpreis zahlen. Vielen geht es nämlich beim Münzensammeln nicht nur um Edelmetall und Ästhetik, sondern auch um Werterhalt und Wertsteigerung. Doch längst nicht mit jeder Sammlermünze gelingt das. Oft machen die Sammler oder ihre Erben beim Verkauf ihrer Münzsammlung unter dem Strich ein Minusgeschäft.
Münzen zu sammeln, ist ein weitverbreitetes und beliebtes Hobby. Dementsprechend groß ist auch das Angebot. Es gibt zahllose Münzhändler mit einem breiten Angebot unterschiedlichster Münzen und Medaillen. Doch nur die wenigsten der kleinen Schmuckstücke steigen wirklich im Wert.
Die Bank gewinnt immer
Nehmen wir zum Beispiel den „Adventskranz“ unter die Lupe: 22 Gramm Feinsilber haben derzeit einen Materialwert von nicht ganz 19 Euro. In der normalen Qualität „Stempelglanz“ gibt die Bundesbank die Münze zum Nennwert von 25 Euro aus. Die Auflage der Münze dürfte im Millionenbereich liegen, genaue Angaben macht die Bundesbank noch nicht. Dass die Münze tatsächlich einmal so selten ist, dass andere Sammler dafür einen Aufschlag zu zahlen bereit sind, ist also eher unwahrscheinlich. Um beim Verkauf ein Plus zu machen, müsste also der Silberpreis auf mindestens 1,14 Euro pro Gramm steigen, also um mehr als 30 Prozent. In der höheren Prägequalität „Spiegelglanz“, auch als „polierte Platte“ bezeichnet, ist die Auflage der 25-Euro-Gedenkmünze zwar auf 75.000 Stück limitiert, dann kostet die Münze aber bei offiziellen Ausgabestellen bereits 45,95 Euro. Die Bundesbank nimmt beide Varianten nur zum Nennwert von 25 Euro zurück. Wer als Sammler wenigstens seinen Einsatz wieder rausholen oder sogar Gewinn machen möchte, muss auf einen anderen interessierten Sammler hoffen, der den Aufpreis gegenüber dem Silbergehalt zu zahlen bereit ist.
Es gibt daneben jedoch zahllose Münzen, die nur einen relativ geringen Materialwert haben, weil sie lediglich vergoldet oder versilbert sind. Ihr Edelmetallanteil ist oft so niedrig, dass er für den Verkaufspreis nur eine untergeordnete Rolle spielt. Dafür punkten diese Münzen oft mit besonders schönen Motivprägungen, limitierten Auflagen, ihrem Hochglanzzustand, ihrem Alter und ihrer Seltenheit. Der Wert dieser Münzen richtet sich also danach, was andere dafür zu zahlen bereit sind. Je begehrter und seltener eine Sammlermünze ist, umso höher ist ihr Preis. Dennoch: Nur die wenigsten Sammlermünzen steigen tatsächlich mit den Jahren im Preis – erst recht nicht, wenn die Inflation berücksichtigt wird.
Die Münzsammelkunde ist ein weites Feld und es gibt große Unterschiede. Wer sich dafür interessiert, sollte die wichtigsten Kategorien kennen.
Anlagemünzen: Diese Münzen dienen nur der Geldanlage und dem Werterhalt. Sie sind in der Regel aus reinem Edelmetall, überwiegend aus Gold und Silber. Ihr Wert übersteigt den aufgeprägten Nennwert – sofern vorhanden – in der Regel bei weitem. Zustand und Prägung der Münze spielen für den Kauf- und Verkaufspreis kaum eine Rolle, lediglich das Edelmetallgewicht zählt. Solange die Edelmetallpreise also steigen, profitieren diese Münzen von einer Wertsteigerung. Beispielsweise ist der Preis für eine Feinunze Gold im vergangenen Jahr um rund 30 Prozent gestiegen, die Feinunze Silber ebenfalls. Natürlich gibt es keine Garantie, dass es so weitergeht.
Umlauf- oder Kursmünzen: Diese Münzen haben oder hatten viele Menschen im Geldbeutel, denn sie waren mal anerkannte Zahlungsmittel oder sind es noch. Selten sind höchstens die historischen Umlaufmünzen, etwa aus römischer Zeit. Bei Sammlern beliebt sind auch die alten D-Mark-Münzen, die später vom Euro abgelöst wurden. Wertvoll sind besonders alte Münzen oder seltene Fehlprägungen, für die sich Sammler interessieren. Die meisten Münzen sind aber weder selten noch sonderlich wertvoll und im Zweifel nur das wert, was ihr Nominalwert ausweist.
Gedenkmünzen: Diese Münzen sind gesetzliche, also offizielle Zahlungsmittel, allerdings sind sie nicht für den Alltagsgebrauch gedacht. Es handelt sich vielmehr um limitierte Sonderprägungen der staatlichen Münzprägeanstalten, die sich an Sammler richten und meist besondere Ereignisse, Personen oder Jubiläen im Prägemotiv verewigen. Ihr Sammlerwert ist in der Regel gering, es gibt aber seltene Ausnahmen, die unter Sammlern so begehrt sind, dass sie bei einem Verkauf deutlich mehr einbringen als ihren Nennwert. Bei Rückgabe an die Bundesbank bekäme ein Sammler nur den Nennwert.
Medaillen: Sie können aussehen wie Münzen, oftmals ähneln sie offiziellen Gedenkmünzen. Allerdings weisen Medaillen keinen Nennwert aus und stammen nicht von offizieller Seite, sie sind also kein gesetzliches Zahlungsmittel. Anbieter wie MDM, Reppa oder BTN verkaufen diese Medaillen in ständig neuen Varianten gern mit Hinweis auf streng limitierte Auflagen, einen Edelmetallanteil und aufwändige sowie kunstvolle Prägemotive. Viele Medaillenhändler fallen durch massive Werbung mit vollmundigen Versprechen auf. Oft sind die Stücke aufwändig und edel verpackt und mit einem Zertifikat ausgestattet. Häufig werden die glänzenden Sammlerstücke im Abonnement verkauft. Kunden erhalten dann regelmäßig Medaillen, die sie dann binnen einer Frist zurücksenden müssen, wenn Sie sie nicht kaufen wollen.
Ohne Käufer mit Sammelleidenschaft bekommt der Medaillensammler häufig nur den Materialwert des Edelmetallanteils, der in der Regel deutlich unter dem gezahlten Kaufpreis liegt. Die Stiftung Warentest bezeichnet moderne Medaillen daher als oftmals wertlos. Zwar würden die fraglichen Händler den Edelmetallgehalt ihrer Prägungen immer korrekt ausweisen, nur sei der eben im Verhältnis zum Kaufpreis viel zu niedrig.
Mit Medaillen ist es also ähnlich wie mit Briefmarken. Wirklich wertvolle und seltene Stücke sind selten. Auch wenn eine Sammlung laut Katalog deutlich mehr wert sein soll, als die Nominalbeträge ausweisen, sind die erhofften Aufschläge bei den meisten Medaillen nicht realisierbar, weil sich kein zahlungswilliger Käufer findet. Bringt man sie zum Händler, zahlt dieser nur den Edelmetallanteil oder zieht einen großen Teil vom ursprünglichen Kaufpreis ab, um sie weiterverkaufen zu können.
Münzen statt Medaillen
Seriöse Münzhändler und -sammler konzentrieren sich daher auf Münzen, also ehemalige oder aktuelle offizielle Zahlungsmittel. Dabei konzentrieren sie sich vor allem auf alte Stücke und Raritäten, nach denen viele Sammler suchen. Moderne Münzen und Medaillen sind in der Regel nicht selten genug und weniger begehrt. Lediglich Medaillen, die vor 1950 geprägt wurden, haben hin und wieder einen Sammlerwert. Moderne Medaillen, wie sie im Shopping-TV vollmundig als begehrte Sammlerstücke angepriesen werden, rührt kein seriöser Münzhändler an.
Gedenkmünzen haben ebenfalls nur selten eine Chance auf Wertsteigerung. Die erste Gedenkmünze der Bundesrepublik, ein 5-DM-Stück, kann je nach Zustand heute ein paar hundert Euro wert sein. Die meisten von der Bundesbank ausgegebenen Gedenkmünzen liegen im Wert aber nur wenig über dem Nominalbetrag, zu dem sie die Bundesbank zurücknehmen muss.
Echte Raritäten erkennen erfordert Expertise
Das Sammeln von Münzen erfordert also hohe Sachkenntnis und Expertise, wenn es gilt, werthaltige Raritäten aufzuspüren. Wem es weniger um schön anzusehende Silberlinge und Taler geht, sondern um Werterhalt und Wertsteigerung, sollte zu Anlagemünzen greifen. Wer zum Beispiel eine Krügerrand-Münze mit einer Feinunze Goldgehalt kauft, zahlt zwar mindestens den Materialwert von aktuell etwa 2.512 Euro plus einer kleinen Händlermarge. Dafür bekommt er beim Verkauf aktuell aber rund 2.502 Euro zurück, also fast den vollständigen Materialwert. Der Zustand des Krügerrand spielt dabei kaum eine Rolle, nur der Goldgehalt bestimmt den Preis. Der Wert der Münze steigt also mit dem Goldpreis. Münzen aus purem Gold eignen sich somit hervorragend als Wertspeicher und Vermögenshort.
Allerdings gibt es auch bei den Anlagemünzen Sondereditionen für Sammler, oft mit besonderen Motiven und edlen Verpackungen. Auch dafür müssen Sammler einen Aufpreis auf den Goldpreis zahlen, den sie bei einem Verkauf womöglich nicht zurückbekommen. Aber immerhin bleibt der Materialwert. Und der steigt, solange die Edelmetallpreise weiter zulegen.
Über den Autor
Önder Çiftçi ist Gründer und Geschäftsführer der Ophirum GmbH. Vor der Gründung des bankenunabhängigen Anbieters von Edelmetallen im Jahr 2010 war er bei verschiedenen Banken in führender Position tätig.
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