Serie Goldpreisfaktoren Erstellt am  25. April 2024
Serie Goldpreisfaktoren – Teil 3
Vom Dollar-Wechselkurs hängt alles ab
Viele Rohstoffe werden international in US-Dollar gehandelt – und das gilt auch für Gold. Für Goldkäufer außerhalb der USA spielt der Dollar-Wechselkurs daher eine zentrale Rolle. Manchen Goldanlegern kann der Wechselkurs aber auch ziemlich egal sein. Teil 3 unserer Serie über die wesentlichen Goldpreisfaktoren erklärt, was Wechselkursschwankungen des Dollars für Goldinvestoren bedeuten und wann sie aufpassen müssen.
Frankfurt am Main, 28. Februar 2024 – Die ganze Welt hat den US-Dollar fest im Blick. Ohne die weltweite Leitwährung geht in unserer globalisierten Welt nichts. Doch der Wechselkurs des US-Dollars unterliegt kräftigen Schwankungen und hängt von zahlreichen Faktoren ab. Der US-Dollar-Wechselkurs ist unter anderem eng mit der Inflation und dem Zinsniveau in den USA verbunden. Wie sehr, war beispielsweise am 13. Februar zu beobachten. Als an diesem Tag aktuelle US-Inflationsdaten publik wurden, kam es zu einer heftigen Reaktion. Weil die Inflation auf Jahressicht mit 3,1 Prozent über den laut Ökonomen-Umfrage erwarteten 2,9 Prozent lag, fiel der US-Dollar im Devisenhandel um 0,5 Prozent.

Grund für das deutliche Minus war offenbar auch, dass baldige Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed mit steigender Inflation unwahrscheinlicher werden. Deshalb ging es auch am Aktienmarkt steil abwärts und der Goldpreis in Dollar reagierte sogar mit einem Minus von 1,4 Prozent. Normalerweise lässt eine hohe Inflation und ein sinkender Dollarkurs den Goldpreis steigen. Weil aber die ersehnten Leitzinssenkungen wegen der unerwartet hohen Inflation wohl länger auf sich warten lassen, bleibt es zunächst bei den relativ hohen Zinsen. Hohe Zinsen aber belasten den Goldpreis ebenso wie den Aktienmarkt, somit ging es für das Edelmetall und am US-Aktienmarkt an diesem Tag deutlich abwärts.
Ein schwacher Dollar lässt den Goldpreis steigen
Wie Notenbankzinsen und Inflation den Goldpreis bewegen, haben wir bereits in Teil 1 und Teil 2 dieser Reihe erläutert. Dabei haben wir festgestellt, dass Zinsen und Inflation sich gegenseitig beeinflussen. Beispielsweise erhöhen Notenbanken die Zinsen, wenn die Inflation zu hoch ist. Dadurch verknappen die Notenbanken das umlaufende Geld und die Inflation sinkt wieder. Eine steigende Inflation senkt den Außenwert des Dollars ebenso wie sinkende Zinsen. Wenn der Dollar an Wert verliert, müssen Käufer einer Feinunze Gold also mehr Dollarscheine auf den Tisch legen. Ein schwacher Dollar bewirkt also in der Regel einen Anstieg beim Goldpreis, sofern andere Einflussfaktoren nicht im Vordergrund stehen. Umgekehrt vergünstigt ein starker Dollar Goldinvestments. Der Goldpreis ist daher mit umgekehrten Vorzeichen mit dem Dollarwechselkurs verknüpft, Fachleute sprechen von einer negativen Korrelation.

Der Wechselkurs des Dollars ist für Goldbesitzer eine entscheidende Größe, weil Gold genauso wie etwa Silber, Weizen oder Öl weltweit in US-Dollar gehandelt wird. Auch das zweimal täglich stattfindende Preisfixing des Goldpreises in London erfolgt in US-Dollar. Käufer außerhalb der USA müssen für Goldkäufe daher ihre heimische Währung gegen Dollar tauschen. Oft merken die Käufer davon wenig, weil sie Gold nur in der Landeswährung kaufen oder verkaufen. Doch im Hintergrund wird der Goldpreis anhand des Dollarwechselkurses in die eigene Währung umgerechnet. Der Wechselkurs hängt aber nicht nur von Inflation und Zinsentwicklung ab, sondern vor allem von der wirtschaftlichen Entwicklung und Leistungsfähigkeit eines Landes, der Wirtschaftspolitik und volkswirtschaftlichen sowie geopolitischen Risiken in einem Währungsraum. Beispielsweise führt ein langwieriger Streit um die Erhöhung der US-Schuldenobergrenze zu einem fallenden Dollar-Euro-Wechselkurs. 2011, als US-Präsident Barack Obama beispielsweise größte Mühe hatte, die Budgeterweiterungen durch den US-Kongress zu bekommen, fiel der Außenwert des Dollars deutlich, Gold konnte hingegen um zehn Prozent zulegen.
Käufer wollen einen schwachen Dollar, Besitzer einen starken
Ein schwacher Dollar wirkt sich daher für US-Bürger anders aus als für Goldkäufer in anderen Währungsräumen wie etwa der Euro-Zone. Fällt der Außenwert des Dollars, merkt ein amerikanischer Verbraucher das vor allem an verteuerten Importwaren, heimische Goldkäufe müssen für ihn nicht unbedingt teurer werden. Der Goldkäufer aus dem Euro-Raum profitiert jedoch und bekommt für seine Heimatwährung mehr Gold. Insbesondere europäische und asiatische Käufer nutzen einen niedrigen Dollar-Wechselkurs gezielt für Goldkäufe. Wer das Edeltmetall außerhalb des US-Dollar-Währungsraumes verkaufen will, nutzt hingegen Phasen, in denen der Greenback Stärke oder die heimische Währung Schwäche zeigt. Der Gegenwert des Goldes in heimischer Währung ist dann entsprechend höher. 2022 kam es zum Beispiel zu der Situation, dass der Dollar gegenüber vielen anderen Währungen im Wert zulegte. In der Folge blieb der Goldpreis für US-Amerikaner nahezu unverändert, in Euro aber stieg er um sechs, in Yen sogar um 14 Prozent. Wer in Europa oder Japan schon zuvor Gold gekauft hatte, konnte sich über den kräftigen Wertzuwachs freuen.

Diese unterschiedliche Wertentwicklung eines Goldinvestments in verschiedenen Währungen führt beispielsweise auch dazu, dass Gold in Dollar zu anderen Zeitpunkten neue Allzeithochs erreicht als etwa in Euro oder Yen. In den Jahren nach der Finanzkrise von 2007, als der Euro gegenüber dem US-Dollar über lange Phasen an Wert gewonnen hat, stieg der Goldpreis in Euro schon bald von einem Rekordhoch zum nächsten, während der Goldpreis in Dollar erst viel später seinen alten Höchststand übertraf.
Für langfristigen Werterhalt spielt der Wechselkurs kaum eine Rolle
Wer Gold vor allem als Werterhaltungsmittel und Vermögensschutz langfristig hält, kann die Devisenkurse jedoch weitgehend ignorieren, da Gold in jeder Währung seine Kaufkraft bewahrt und schon aufgrund der Inflation sukzessive im Preis steigt. Wer jedoch mit Gold zu Renditezwecken spekuliert, kommt nicht umhin, den Dollarwechselkurs im Blick zu behalten, da es hier kurzfristig schon zu deutlichen Bewertungsunterschieden und Preisschwankungen kommen kann. Im Jahr 2003 etwa stieg der Goldpreis in US-Dollar um knapp 20 Prozent, während er im Euro-Raum sogar um 0,5 Prozent fiel. Es besteht also grundsätzlich ein Währungsrisiko.

Eine Absicherung des Währungsrisikos ist bei Goldinvestments in der Regel unnötig. Finanzinstrumente zur Absicherung kosten zum einen Geld, dass über einen Goldpreisanstieg erst wieder verdient werden will. Zum anderen sind sie nur für Anleger interessant, die von einem langfristig deutlich fallenden Dollarwechselkurs beziehungsweise einem kräftig steigenden Euro ausgehen. Vor allem im Krisenfall ist das aber unwahrscheinlich, da viele Anleger dann in den Dollar als vermeintlich stabile Weltleitwährung investieren und ihn so stärken. Es ist daher unwahrscheinlich, dass der Dollar in einer globalen Krise abstürzt und im Gegenzug der Euro immer stärker wird. Ein besonders starker Dollar oder ein schwacher Euro sind hingegen eher Währungschancen und für Goldinhaber vorteilhaft. Und wer weniger auf Rendite, sondern vor allem auf Werterhalt und Vermögensschutz aus ist, muss sich um den Wechselkurs nicht sorgen, da Gold unter dem Strich in jeder Währung seine Kaufkraft behält.
Serie: Die wichtigsten Goldpreisfaktoren und wie sie wirken

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