Marktreport Erstellt am  17. Oktober 2025
6000$ in 2026 ?
"Gold ist Geld. Alles andere ist Kredit"
Der Goldpreis stellt einen Rekord nach dem anderen auf. In den vergangenen Handelstagen erreichte der Preis für eine Unze Gold bereits das neunte Mal einen Rekordwert. Und noch ein Superlativ: Im bisherigen Jahresverlauf kletterte der Goldpreis um mehr als 60 Prozent und steuert damit auf den höchsten Anstieg in einem Jahr seit 1979 zu.

Sollte sich die historische Goldhausse wiederholen, könnte der Goldpreis schon bis zum kommenden Frühjahr auf 6.000 Dollar je Feinunze zulegen. Die US-Großbank Bank of America/Merrill Lynch verweist darauf, dass in früheren großen Gold-Haussephasen der Preis im Schnitt um circa 300 Prozent über einen Zeitraum von 43 Monaten gestiegen sei. Daher sei nicht auszuschließen, dass Gold bis zum nächsten Frühling auf rund 6.000 Dollar je Unze steigen könne. Ein Grund der Zuversicht: Derzeit macht das Edelmetall nur etwa 0,5 Prozent der privaten Vermögen und 2,3 Prozent der institutionellen Portfolios aus – ein Indiz für eine geringe Positionierung langfristiger Investoren, die weiteres Aufwärtspotenzial signalisiert.
Gold erlebt ein Comeback in Japan
Ein gutes Beispiel dafür ist Japan, wo Gold als Anlageform über Jahrzehnte weitgehend in Vergessenheit geraten war. Dabei galt das alte Kaiserreich als Vorbild in der Herstellung von Goldmünzen und kunstvollem Tempelschmuck, dem selbst Nachbarreiche wie China nacheiferten. Das für Japan ungewohnte Inflationsumfeld hat inzwischen jedoch ein Umdenken bewirkt. Trotz eines anhaltenden Lohndrucks von über vier Prozent verharrt die Kerninflation mit 2,7 Prozent auf einem für Japan ungewohnt hohen Niveau. Unter den G-7-Staaten liegt nur das Vereinigte Königreich ähnlich hoch.

Bemerkenswert ist zudem, dass fast drei Viertel der Japaner bislang noch nie in Gold investiert haben – egal ob in Form von ETFs, Aktien, Konten oder Barren. Laut dem World Gold Council (WGC), der Interessenvertretung der größten Goldproduzenten, erwägen aber inzwischen knapp 30 Prozent der Befragten, innerhalb der kommenden zwölf Monate erstmals in Gold zu investieren. Angesichts der enormen Finanzvermögen japanischer Haushalte, die erst jetzt den Wert von Gold als Anlage entdecken, entsteht dadurch weiteres Potenzial.
„Debasement-Trade“ beflügelt
Als zusätzlichen Treiber für den Goldpreis sehen immer mehr Investoren das Phänomen des sogenannten „Debasement Trade“. Die zugrundeliegende Idee: Schwindet das Vertrauen in staatliche Finanzen und klassische Währungen, suchen Anleger Zuflucht in realen Vermögenswerten wie Edelmetallen oder Kryptowährungen, von denen sie sich Schutz vor Inflation, Überschuldung und politischer Unsicherheit versprechen. Ganz im Sinn des Leitsatzes des legendären US-Bankers John Pierpont Morgan: „Gold ist Geld. Alles andere ist Kredit.“

Einer der zentralen Treiber dieser Entwicklung sind die wachsenden fiskalischen Risiken in den Vereinigten Staaten. Die konfrontative Zoll- und Haushaltspolitik der Regierung Trump hat das Vertrauen der Märkte erschüttert. Experten befürchten, dass bei einer jährlichen Defizitausweitung von rund zehn Prozent und einem moderaten Zinsanstieg um nur 0,1 Prozentpunkte die US-Schuldenquote innerhalb der nächsten zehn Jahre auf über 170 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen könnte – ein Szenario, das den „Debasement Trade“ weiter anheizen dürfte.
Ein Ende der Gold-Rally ist möglich, aber unwahrscheinlich
Dieses Phänomen beschränkt sich jedoch nicht auf die USA. Rund um den Globus suchen Investoren Schutz vor der Entwertung ihrer Ersparnisse. Fiskalische Überdehnung ist heute ein globales Thema: „Wir erleben eine Schuldenkrise in Japan, Frankreich und Großbritannien; auch Italien und Spanien bewegen sich auf einem historisch hohen Verschuldungsniveau“, warnen Ökonomen. Damit gewinnt der „Debasement Trade“ eine internationale Dimension – und könnte sich als umso kraftvollerer Impuls für Gold und andere reale Vermögenswerte erweisen.

Zwar wäre nach der jüngsten Rekordrally eine vorübergehende Verschnaufpause kaum überraschend, doch die fundamentalen Treiber des Goldpreises bleiben intakt: hohe Staatsverschuldung, die fortschreitende Diversifizierung der Währungsreserven sowie ein anhaltend schwacher Dollar dürften den Aufwärtstrend des Edelmetalls auch nach einem möglichen Rücksetzer weiter stützen.

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