Marktreport Erstellt am  7. März 2024
Allzeithoch - Mit Luft nach oben
So schnell kann es gehen: Gold hat sich nach seiner Schwächephase in der ersten Februarhälfte ziemlich eindrucksvoll zurückgemeldet. Seit Mitte Februar kennt der Goldpreis nur eine Richtung – aufwärts. Konkret bedeutet dies: Der Kurs ist in dieser Zeit um mehr als 170 Dollar je Feinunze auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Das Edelmetall kletterte am Donnerstag in der Spitze auf 2.161 Dollar, nachdem es bereits im Wochenverlauf mehrfach neue Rekorde verzeichnete. Damit wurde das am 4. Dezember 2023 bei etwa 2.135 Dollar im asiatischen Handel markierte Allzeithoch übertroffen. Mit 1.982 Euro je Unze war Gold am Donnerstagvormittag auch in der Gemeinschaftswährung so teuer wie nie zuvor.
Beflügelt wird der Goldpreis unter anderem nach wie vor von der Aussicht auf sinkende Zinsen. Da Anlagen in Gold keine regelmäßigen Renditen generieren, verstärken sinkende Kapitalmarktzinsen die Nachfrage. Zu den Katalysatoren zählten daher in erster Linie die zuletzt gemeldeten schwachen US-Wirtschaftsdaten. Sie schüren die Erwartung, dass die US-Notenbank noch im ersten Halbjahr beginnen wird, ihre Leitzinsen zu senken. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe etwa, der als einer der besten Gradmesser für die Wirtschaft der USA gilt, lag im Februar mit 47,8 Punkten deutlich unter der Prognose der Ökonomen, die mit 49,5 Zählern gerechnet hatten. Auch die Bauausgaben sind mit einem Rückgang um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat überraschend gefallen. Volkswirte hatten einen Zuwachs von 0,2 Prozent prognostiziert.
Hoffnung auf früher sinkende Zinsen nimmt wieder zu
Das erwartete Timing der ersten Zinssenkung hat sich angesichts der schwachen US-Daten wieder etwas nach vorn verschoben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank ihren Leitzins im Juni erstmals um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 5,00 bis 5,25 Prozent senken wird, liegt aktuell bei 54,3 Prozent. Zugleich ist die Wahrscheinlichkeit auf unveränderte Leitzinsen noch im Juni unter die 30-Prozent-Marke gesunken und beläuft sich auf 29,6 Prozent.

Auch die jüngste Entwicklung an der Preisfront spricht für eine Lockerung der US-Geldpolitik. Der zu den persönlichen US-Konsumausgaben gehörende PCE-Preisindex signalisiert eine Abschwächung der Inflation in den USA. Das bevorzugte Inflationsmaß der Federal Reserve Bank ist im Januar um nur noch 2,4 Prozent im Jahresvergleich gestiegen – nach einem Anstieg von 2,6 Prozent im Dezember. Die Kernrate, die die stark schwankenden Energie- und Lebensmittelpreise ausblendet, war mit 2,8 Prozent nach 2,9 Prozent im Dezember ebenfalls leicht rückläufig. Damit haben sich beide Indikatoren der Zielgröße der Fed von zwei Prozent genähert.

Mehr Klarheit hinsichtlich der weiteren US-Zinsperspektiven erhoffen sich die Marktakteure von der zweitägigen Anhörung des US-Notenbankchefs im US-Kongress am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche. Erwartet wird, dass Jerome Powell seine vorsichtige Haltung bekräftigen würde. Schon in der Vergangenheit betonte er immer wieder, dass die Federal Reserve weitere überzeugende Daten dafür benötig, dass sich die Inflation in Richtung ihres Inflationsziels von zwei Prozent bewegt, bevor sie die Leitzinsen senkt.
Institutionelle müssen umdenken
Gold kommt aber auch die stärkere Nachfrage nach sicheren Anlagehäfen zugute. Neben den anhaltenden Kriegen im Nahen Osten und in der Ukraine sorgt auch die unsichere Entwicklung der Weltwirtschaft für eine Menge Nervosität. Ökonomen verweisen hier vor allem auf die fragile konjunkturelle Lage in China und fragen sich mit Blick auf die Vereinigten Staaten, ob dort tatsächlich ein „Soft Landing“ der Wirtschaft gelingt. Und apropos China: Die Volksrepublik hatte im Januar mit 76,2 Tonnen so viel Gold aus Hongkong importiert wie zuletzt im Juni 2018. Dies waren gut 50 Prozent mehr als im Vormonat und 80 Prozent mehr als vor Jahresfrist.

Charttechniker wiederum heben hervor, dass mit dem jüngsten Anstieg die Schiebezone der letzten vier Jahre zwischen knapp 1.700 Dollar auf der Unter- und knapp 2.100 Dollar auf der Oberseite nach oben aufgelöst wurde. Bleibt es bei dem Befreiungsschlag, orten charttechnisch orientierte Analysten ein Anschlusspotenzial von 400 Dollar. Ebenfalls positiv: Die jüngste Konsolidierung bei den Edelmetallen hat zu einer Markt-Bereinigung geführt: Hedgefonds und andere institutionelle Investoren müssen mit Blick auf die rasche Aufwärtsbewegung des Goldpreises ihre Short-Positionen auflösen und auf der Käuferseite in den Markt einsteigen. Dies eröffnet zusätzlichen Spielraum nach oben.

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