Marktreport Erstellt am  20. Oktober 2023
Gold 2023: Besser als gedacht
Der Goldpreis hat in den vergangenen Wochen eine wahre Achterbahnfahrt hinter sich.
Zunächst belasteten die verbesserten Aussichten für die US-Konjunktur, die sich trotz der restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank nach wie vor solide entwickelt. Damit steigt nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen vielleicht noch einmal angehoben werden; möglich ist auch, dass daher die US-Leitzinsen im kommenden Jahr auch weniger stark sinken werden, als vor wenigen Wochen noch angenommen.
Hohe US-Renditen belasten Gold
Anleger, die auf einen steigenden Goldpreis hoffen, müssen nun aber nicht in Panik verfallen. Zwar gewinnen vermeintlich sichere Staatsanleihen im Fahrwasser hoher beziehungsweise steigender Zinsen an Attraktivität, während für das unverzinste Gold genau das Gegenteil gilt. Doch ist es aktuell völlig ungewiss, ob die Fed 2023 tatsächlich noch einmal die Zinsen anheben beziehungsweise der Leitzins 2024 weniger stark sinken wird, als derzeit vermutet. Fakt ist aber: US-amerikanische Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit bieten derzeit eine Rendite von fast fünf Prozent – und somit soviel wie seit rund 16 Jahren nicht mehr. Die Folge: Seit dem Hoch Mitte September büßte Gold zeitweise mehr als 100 Dollar an Wert ein und fiel zwischenzeitlich auf rund 1.820 Dollar je Feinunze.

Der Krieg im Nahen Osten stützte den Goldpreis hingegen zuletzt und hievte den Kurs auf knapp 1.940 Dollar. Das gelbe Edelmetall profitierte dabei von seinem Nimbus als sicherer Hafen. Am 13. Oktober erzielte Gold das stärkste Plus binnen eines Tages seit der US- Bankenkrise im März. Zusätzlich getrieben wurden die Notierungen von einigen Marktakteuren, die an den Terminmärkten auf dem falschen Fuß erwischt worden waren. Trotz der geopolitischen Risiken, die bereits vor dem Konflikt im Nahen Osten bestanden, hatten offensichtlich viele Großanleger auf einen fallenden Goldpreis gesetzt. Spekulanten haben sich verzockt – und senden positives Signal. Laut Daten der Regulierungsstelle der amerikanischen Rohstoffbörsen (CFTC) rutschte ihre Positionierung kürzlich erstmals seit November 2022 in den Netto-Short-Bereich. Die Wetten auf nachgebende Notierungen überwogen also deutlich – und führten zu massiven Short- Eindeckungen, als Gold Boden gut machen konnte.

Der eine oder andere Anleger mag diese Information nun nicht allzu spektakulär finden, aber: Seit 2013 gab es nur 54 Wochen, an denen die Spekulanten unter dem Strich Short positioniert waren und somit überwiegend auf sinkende Goldpreise setzten. Im vergangenen Jahr erstreckte sich diese Phase über zehn Wochen. Danach gewann Gold deutlich an Wert, weil die pessimistische Stimmung nur vorübergehend anhielt.

Die impulsive Verbesserung hinterlässt laut dem Frankfurter Analysehaus Sentix zwischenzeitlich auch ihre Spuren im Gold-Sentiment. „Damit liegen die Voraussetzungen für einen Stimmungsimpuls vor, der nach einer Zwischenkonsolidierung weitere Kursgewinne bei Gold in Aussicht stellt“, schreiben die auf Anlegerpsychologie spezialisierten Experten in ihrem jüngsten Update.
Hoffen auf die Fed
Ohnehin hat sich der Goldpreis – auch vor dem Hintergrund des kräftigen Renditeanstiegs der US-Staatsanleihen – im bisherigen Jahresverlauf mit einem Plus von rund sechs Prozent überraschend robust gehalten. Im Umkehrschluss könnte dies auch bedeuten: Sobald die Zinswende in den Vereinigten Staaten eingeläutet wird – und das wird sie über kurz oder lang –, könnte Gold kräftig an Glanz gewinnen. Grund: Im Fahrwasser sinkender Leitzinsen sollten nicht nur die Realzinsen nachgeben, sondern auch der Dollar. Und dies wiederum dürfte dem Goldpreis spürbaren Auftrieb verleihen, wird Gold doch rund um den Globus fast ausschließlich in Dollar gehandelt. Verliert der Greenback also an Wert, gewinnt das Edelmetall für Anleger aus dem Nicht-Dollar-Raum somit an Attraktivität.

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