Marktreport Erstellt am  20. Oktober 2022
Gold: Dollar und Zinsen bleiben die treibenden Faktoren
Eigentlich sollte Gold als traditionell sicherer Hafen in unruhigen Marktphasen zu den Gewinnern zählen. Die Realität sieht anders aus, seit Jahresbeginn liegt die Feinunze deutlich im Minus. Eine Erholungsrally ist möglich, doch dafür müssen die Währungshüter umschwenken.
Die Einschätzung der amerikanischen Notenbank im vergangenen Jahr, dass der Inflationsanstieg nur vorübergehend sei, dürfte einen Platz ganz oben im Ranking der schlechtesten Prognosen in der langen Geschichte der Fed einnehmen. Sogar im September hat sich die Lage bei der Teuerung nur unwesentlich beruhigt. So stieg der Verbraucherpreisindex im Jahresvergleich um 8,2 Prozent. Zwar liegt der Wert unter Sommer-Hoch von 9,1 Prozent. Die noch stärker beachtete Kernrate kletterte aber auf 6,6 Prozent nach einem Zwischentief im Juli von 5,9 Prozent.

Angesichts dieser Entwicklung sind die US-Notenbanker weiter unter Zugzwang und dürften sich darin bestätigt sehen, den straffen geldpolitischen Kurs fortzusetzen. Auf der nächsten Sitzung Anfang November ist eine vierte Zinserhöhung um 75 Basispunkte nahezu sicher. Und auch für die letzte Sitzung Mitte Dezember sieht der Terminmarkt bereits eine Wahrscheinlichkeit von rund 70 Prozent für eine Erhöhung um weitere 75 Punkte auf dann 4,5 bis 4,75 Prozent. Im Februar soll das Zielband auf 4,75 bis fünf Prozent steigen, erst gegen Jahresende könnten erste Zinssenkungen folgen.
Gold leidet unter der Realzinsentwicklung
Für Gold sind dies denkbar schlechte Perspektiven, da nicht nur die Nominal-, sondern auch die Realzinsen in den vergangenen Monaten kräftig zulegten. In den USA kletterte der entsprechende Realzins (Nominalzins abzüglich der Inflationsrate) im zehnjährigen Bereich von minus ein Prozent im März auf aktuell plus 1,7 Prozent im September. Da Anleihen die wichtigste Konkurrenz-Asset-Klasse zu Gold sind und beide als sicherer Hafen wahrgenommen werden, schichten Investoren seit Monaten verstärkt in Anleihen um.

Denn Gold wirft keine Zinsen ab, Anleger können beim Edelmetall nur von steigenden Kursen profitieren. Dank der inzwischen wieder attraktiven Renditen am amerikanischen Anleihemarkt ist auch der Dollar weiterhin gefragt und dürfte vorerst keine Abwertung zeigen. Ein starker Dollar hat ebenfalls meist negative Folgen für die Goldpreisentwicklung.
Goldbestände deutlich abgebaut
Wenig überraschend haben spekulative Marktakteure daher ihre Leerverkaufspositionen in Goldterminkontrakten bis Ende September auf 4,3 Millionen Feinunzen und somit das höchste Niveau seit Ende 2018 ausgebaut. Zugleich wurden auch Positionen in mit physischem Gold hinterlegten Produkten wieder aufgelöst. Ende September lagen die Gesamtbestände mit 3548 Tonnen sogar unter dem Niveau vom Jahreswechsel, als die Feinunze mit Kursen um 1.800 Dollar noch ihre steigende 200-Tage-Linie behauptete.

Eine nachhaltige Erholung ist somit erst zu erwarten, wenn die von den Notenbanken eingeleiteten Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation tatsächlich wirken und die Teuerung nachlässt. Zwar dürfte der Basiseffekt, also der Vergleich mit dem Vorjahreswerten in den nächsten Monaten dazu führen, dass der Anstieg geringer ausfallen sollte. Allerdings wird die Teuerung auch durch einige Umstände wie Lieferkettenprobleme befeuert und somit Faktoren, die nicht im Einflussbereich der Fed liegen.

Somit könnte es sein, dass die Notenbanker auch eine stärkere Abkühlung der US-Wirtschaft akzeptieren, um die nachfrageseitige Inflation zu drücken. Schon jetzt verdichten sich aber die Signale für eine nachlassende Konjunkturdynamik. Schwächere Wirtschaftsdaten und ein abnehmender Inflationsdruck könnte somit zu einer Änderung der Zinserhöhungserwartungen führen, die Dollar-Stärke beenden und somit Gold zu neuem Glanz verhelfen. Doch bis dahin brauchen Anleger noch gute Nerven.
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