Weiterhin glänzende Aussichten
Für Gold war das Jahr 2023 nach teils deutlichen Schwankungen letztlich ein „glänzendes“ Jahr. Kurz nach Weihnachten war eine Feinunze mit rund 2.068 Dollar fast 13 Prozent teurer als zum Jahresbeginn. Und nicht nur das: Mit 2.135 Dollar war Gold am 4. Dezember kurzzeitig so wertvoll wie nie zuvor. Das gelbe Edelmetall hat damit seinem Ruf als Inflationsschutz und Krisenwährung in unsicheren Zeiten mal wieder alle Ehre gemacht.
Besonders bemerkenswert ist diese Entwicklung vor allem angesichts der länger als erwartet anhaltenden Zinsanhebungen der US-Notenbank, die zu deutlich höheren Renditen der US-Staatsanleihen und einem Anstieg des US-Dollar führten. Zwei Entwicklungen, die eigentlich nicht kursstützend auf den Goldpreis wirken. Denn: Gold als nicht verzinslicher Vermögenswert verliert häufig an Wert, wenn die Zinsen steigen – insbesondere dann, wenn Bankguthaben im Vergleich zur Inflationsrate eine deutlich höhere Rendite abwerfen. Ein aufwertender US-Dollar wiederum macht das in der US-amerikanischen Währung gehandelte Gold für Anleger in anderen Währungsräumen teurer und somit weniger attraktiv.
Aussicht auf Zinssenkungen beflügelt
Auf der anderen Seite waren die Notenbanken in Kauflaune – und trugen somit sicherlich dazu bei, dass Gold 2023 an Wert zulegte. Zeigten sich Währungshüter nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems drei Jahrzehnte lang eher als Verkäufer von Gold, begannen sie nach der globalen Finanzkrise 2008/2009 ihre Reserven wieder aufzufüllen. Mit fast 800 Tonnen kauften die Notenbanken in der ersten drei Quartalen 2023 sogar so viel Gold wie niemals zuvor.
Für die buchstäblich glänzende Performance des Goldpreises sorgte nicht zuletzt die US-Notenbank Fed, die auf ihrer letzten Sitzung des Jahres 2023 den Zinsanhebungszyklus für beendet erklärte und gleich mehrere Zinssenkungen für das kommende Jahr in Aussicht stellte. Zwar haben zwischenzeitlich gleich mehrere Vertreter der Federal Reserve versucht, diese Erwartungen einzudämmen. Es gelang ihnen aber nicht, die Märkte zu überzeugen. Denn dort werden nach wie vor Zinssenkungen um insgesamt rund 1,5 Prozentpunkte bis Ende 2024 erwartet. Laut dem FedWatch-Prognosetool der Chicago Mercantile Exchange ist die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Währungshüter ihren Leitzins schon im März um 25 Basispunkte senken werden, zuletzt auf über 70 Prozent gestiegen.
Bei ihren Zinsentscheidungen achtet die US-Notenbank neben dem Wirtschaftswachstum und der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt insbesondere auf die Inflation. Der dafür besonders wichtige PCE-Kernindex fiel im November auf 3,2 Prozent. Es war der geringste Zuwachs der Jahresteuerungsrate seit April 2021. Beobachter hatten mit 3,3 Prozent nach 3,4 Prozent im Oktober gerechnet.
Klarer Favorit der Anleger
Stützend für den Goldpreis dürfte im neuen Jahr auch ein tendenziell schwächerer US-Dollar wirken. Dafür sprechen gleich mehrere Gründe: So zeigt ein Blick in die Finanzgeschichte, dass der Greenback im Umfeld eines beginnenden Zinssenkungszyklus häufig schwächer notiert. Zudem gehen einige Ökonomen davon aus, dass sich der Wachstumsvorteil der US-Wirtschaft gegenüber der Eurozone verringern könnte.
Die Rahmenbedingungen für einen weiter steigenden Goldpreis bleiben somit intakt, zumal auch die weltweiten Währungshüter weiter auf der Käuferseite stehen dürften: Laut dem World Gold Council spielt derzeit rund ein Viertel der globalen Zentralbanken mit dem Gedanken, ihre Goldreserven 2024 zu erhöhen.