Marktreport Erstellt am  19. September 2025
Gold steigt und steigt – und steigt?
Der Goldpreis setzt seinen Höhenflug unbeirrt fort
Zuletzt kletterte der Kurs auf rund 3.698 Dollar je Feinunze – damit markierte das Edelmetall allein in diesem Jahr mehr als 20-mal ein neues Rekordhoch. Seit Jahresbeginn summiert sich das Plus auf etwa 39 Prozent. Und auch auf Euro-Basis erklomm Gold mit rund 3.137 Euro ein neues Allzeithoch.

Damit ist 2025 schon jetzt das sechstbeste Jahr in der Geschichte des Goldpreises – und das schon im September. Vergleichbar starke Jahresgewinne gab es zuletzt in den 1970er-Jahren, als US-Präsident Richard Nixon den Goldstandard aufhob, die Ölkrise die Finanzmärkte erschütterte und die Inflation in die Höhe schoss.

Ein wichtiger Treiber der Rallye ist die Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA. Niedrigere Zinsen machen Gold als Anlage attraktiver, weil das Edelmetall im Gegensatz zu Anleihen keine Zinsen abwirft. Sinkende Renditen auf alternative Anlagen senken die Opportunitätskosten für Goldbesitzer und erhöhen somit häufig die Nachfrage.

Bereits beim Notenbankertreffen in Jackson Hole hatte Fed-Chef Jerome Powell die Tür für Lockerungen weit geöffnet. Schwache US-Arbeitsmarktdaten verstärkten seither die Erwartung zeitnaher Zinsschritte: Laut dem Bureau of Labor Statistics wurden seit dem Frühjahr 2024 rund 900.000 Stellen weniger geschaffen als prognostiziert, die Arbeitslosenquote erreichte im August den höchsten Stand seit Anfang 2021.
Dollarschwäche und politische Unsicherheit
Verliert die US-Wirtschaft an Schwung, richten die Finanzmärkte umgehend ihren Blick auf das Fed. Die ungeschriebene Regel lautet: „Wenn es hart auf hart kommt, wird die Notenbank einspringen.“ Formal ist die Zentralbank nicht dazu verpflichtet, die Börsen zu stützen, doch sie muss den Arbeitsmarkt vor Schaden bewahren – in der Praxis geschieht dies meist über Leitzinssenkungen, die gleichzeitig den Edelmetallmärkten Auftrieb geben.

Der ohnehin schwächelnde Dollar könnte im Fahrwasser sinkender US-Zinsen weiter Federn lassen und dem Goldpreis zusätzlich Rückenwind verleihen. Da Gold auf dem Weltmarkt überwiegend in Dollar gehandelt wird, erhöht ein schwächerer Greenback die Attraktivität und häufig auch die Nachfrage von Gold außerhalb des Dollarraums. Für Verunsicherung sorgt zudem die Politik: US-Präsident Donald Trump hat sich seit Beginn seiner zweiten Amtszeit mehrfach in die Geldpolitik eingemischt, Zinssenkungen gefordert und mit der Entlassung von Fed-Gouverneurin Lisa Cook die Unabhängigkeit der Notenbank infrage gestellt. Viele Anleger flüchten angesichts dieser Eingriffe verstärkt in den „sicheren Hafen“ Gold.
ETF-Zuflüsse verstärken den Trend
Auch von Anlegerseite erhält die Rally Rückenwind. Physisch besicherte Gold-ETFs verzeichneten im August Zuflüsse von 5,5 Milliarden Dollar und konnten damit den dritten Monat in Folge frisches Kapital verbuchen. Auf Jahressicht summieren sich die Nettozuflüsse inzwischen auf rund 47 Milliarden Dollar – der zweithöchste Wert nach dem Rekordjahr 2020. In Kombination mit dem weiteren Anstieg des Goldpreises legte das weltweit in Gold-ETFs verwaltete Vermögen um etwa fünf Prozent auf 407 Milliarden Dollar zu – ein neuer Monatsendrekord. Auch die Bestände verzeichneten einen Anstieg und erhöhten sich um 53 auf rund 3.692 Tonnen.
Aufwärtstrend könnte noch anhalten
Historisch dauerten Hochpreisphasen am Goldmarkt häufig fünf bis zehn Jahre – ausgelöst durch wirtschaftliche und geopolitische Verwerfungen. Zu den markantesten Boomzyklen zählen die 1970er-Jahre, als der Preis von 35 auf etwa 850 Dollar je Feinunze zulegte, sowie die Dekade nach der Finanzkrise, die 2011 in einem damaligen Rekordstand von über 1.900 Dollar gipfelte. Seit 2019 befindet sich Gold erneut in einer Aufwärtsphase, die unter anderem durch globale Krisen und anhaltend niedrige Zinsen gespeist wird – und angesichts der Kombination aus geldpolitischen Lockerungen, geopolitischen Spannungen und institutionellen Zuflüssen womöglich noch eine Weile anhalten könnte.

Um die aktuelle Rally besser einordnen zu können, kann sich auch ein Blick auf frühere Phasen geldpolitischer Lockerungen lohnen. Als die US-Notenbank zwischen 2007 und 2011 das Leitzinsniveau stark zurückgefahren hat, konnte Gold um rund 11 Prozent zulegen. Selbst als die Fed zwischen 2020 und 2021 die Zinsen von einem wesentlich niedrigeren Niveau gesenkt hat, zog der Goldpreis um etwa 35 Prozent an. Nun beginnen die Währungshüter, die Zinsen von einem vergleichbaren Niveau wie 2007 zurückzufahren.

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