Marktreport Erstellt am  11. Dezember 2025
Über 60 Dollar – Silber mit fulminanten Jahresendspurt
Was für eine Rally
Silber hat sich im Jahresverlauf nicht nur noch besser entwickelt als Gold, mit einer Notierung von rund 61,50 Dollar je Feinunze erreichte Silber Anfang Dezember auch einen neuen Rekordstand. Seit Jahresanfang hat sich die Notierung damit fast verdoppelt – und sich binnen eines Jahres so stark verteuert wie seit 1979 nicht mehr.
Angebotsdefizit Nummer 5
Der jüngste Preisanstieg ist nicht nur, aber auch auf eine lokale Verknappung des Silberangebots in London und in Shanghai zurückzuführen. Wie angespannt der Silbermarkt ist, zeigen auch aktuelle Prognosen des Silver Institute und des Londoner Edelmetall-Beratungshauses Metals Focus. Demnach dürfte der Silbermarkt in diesem Jahr auf ein Angebotsdefizit von etwa 95 Millionen Unzen kommen – und somit bereits das fünfte Jahr in Folge ein Angebotsdefizit aufweisen.

Anders als Gold profitiert Silber zwar nicht von Käufen durch Zentralbanken, dafür entfällt aber rund 60 Prozent der Nachfrage auf den industriellen Bedarf. Als wesentlicher Treiber erweist sich dabei vor allem der Ausbau der Solarkapazitäten. Während die Solarindustrie 2015 lediglich rund sechs Prozent der gesamten Silbernachfrage stellte (rund 60 Millionen Unzen), dürfte ihr Anteil 2025 auf etwa 17 Prozent oder 190 Millionen Unzen gestiegen sein. Das strukturelle Angebotsdefizit verschärft sich dadurch weiter.
US-Notenbank könnte Silber zusätzlich stützen
Neben der wachsenden Industrienachfrage entdecken auch zunehmend mehr Anleger das weiße Edelmetall als Depotergänzung. Allein im November beliefen sich die Nettozuflüsse auf 16 Millionen Unzen und machten damit die Nettoabflüsse von 13 Millionen Unzen im Oktober wieder wett. Insgesamt summierte sich die Nettonachfrage zwischen Anfang Januar und Ende November auf gut 110 Millionen Unzen. Rückenwind erhält Silber auch von der Lockerung der Geldpolitik durch die US-Notenbank. Weil Silber genau wie Gold keine laufenden Zinszahlungen bietet, gewinnt Silber im Fahrwasser sinkender Leitzinsen an Attraktivität. Zudem belebt günstigeres Geld in der Regel die Konjunktur – und wirkt über eine steigende industrielle Nachfrage preistreibend auf Silber.
Angebot kann mit Nachfrage nicht Schritt halten
Lange wurde die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage durch frei verfügbare Silberbestände in den Tresoren von Händlern und Banken geschlossen. Doch diese Reserven sind seit Mitte 2019 stark geschrumpft. Zugleich ist eine Erhöhung der Silberförderung zur Behebung des Angebotsdefizits kurzfristig kaum möglich, fällt Silber doch meist als Nebenprodukt von Gold oder Kupfer an – und die Erschließung solcher Minen ist recht langwierig.

Weder Minenproduktion noch Recycling können mit der dynamischen Nachfrage Schritt halten. Damit sich das Angebotsdefizit abbaut, müsste die Industrienachfrage deutlich sinken, was angesichts des weiter steigenden Silberbedarfs für Solarzellen und Elektroautos aber nicht zu erwarten ist.
Zentrale Treiber für höhere Preise bleiben auch 2026 intakt
Im Zuge des kräftigen Silberpreis-Anstiegs ist das Gold/Silber-Verhältnis von über 100 auf 72 gefallen – den niedrigsten Stand seit August 2021. Damit liegt es zwar unter dem Fünfjahresdurchschnitt, aber weiterhin über dem langjährigen Mittel. Die im Frühjahr noch außergewöhnlich attraktive Bewertung gegenüber Gold hat sich damit normalisiert. Dennoch spricht vieles dafür, dass die meisten makroökonomischen und geopolitischen Faktoren, die die breit angelegte Silberrallye in diesem Jahr gestützt haben, auch in den kommenden rund zwölf Monaten Bestand haben könnten.
Angebotsdefizit in 2026 recht wahrscheinlich
Zugleich dürften die fundamentalen Angebots- und Nachfragefaktoren bei Silber weiterhin preisunterstützend wirken. Zwar belasten hohe Silberpreise Teile der Verarbeitung, doch in vielen Anwendungen wirkt sich das erst mit Verzögerung auf die Nachfrage aus. Kurzum: Trotz der jüngsten Rally könnte Silber nun immer noch Luft nach oben haben.

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